Sapere aude! Die Deutschkurse in der Aufklärungs-Ausstellung im DHM am 17. Januar 2025

Im Anschluss an die Lektüre von Kants Programmschrift „Was ist Aufklärung“ von 1784 im Deutschunterricht und die Diskussion von Querschnittsthemen der Epoche wie Wissenschaft, Religionskritik, Öffentlichkeit, Ästhetik und Kulturtransfer besuchten die Deutschkurse der Oberstufe am 17. Januar 2025 die aktuelle Ausstellung „Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert“ im Deutschen Historischen Museum.

Vom obligatorischen Gruppenphoto vor dem ,Stammbaum des menschlichen Wissens‘ aus Diderots und D’Alemberts ab 1751 erscheinender „Encyclopédie“ ausgehend, welche die „Sciences de L’Homme“ in den Mittelpunkt einer neuen Wissensordnung rückt, wurden Schlüsselszenen des Aufklärungszeitalters in Kurzvorträgen und Standbildern vor den entsprechenden Exponaten vergegenwärtigt.

Anhand der Analyse von Gemälden wie William Pethers „Ein Philosoph hält einen Vortrag über das Tellurium“ von 1768 wurde das Interesse der Aufklärer für naturwissenschaftliche Forschungen und Experimente und ihre erfolgreiche Popularisierung deutlich.

Das Auge als Zentralorgan von aufklärerischer Wissenschaft und Ästhetik konnte in einer Vielzahl von Exponaten begutachtet werden: Von Diderots „Lettre sur les aveugles“ von 1749 über anatomische Modelle des menschlichen Auges bis hin zu Fernrohren und Mikroskopen.

Die Faszination der Aufklärer für elektrische Experimente und Kabinette, über die Autoren wie der Göttinger Literat, Mathematiker und Physiker Georg Christoph Lichtenberg schrieben, sprang dank des interaktiven Ausstellungsdesigns dabei auch auf die Schüler:innen über.

Dass die Aufklärung ihr Licht auch in Religionsfragen bringen sollte, wurde in einem Standbild zur Allegorie der religiösen Toleranz verdeutlicht, das sich auf das 1781 von Kaiser Joseph II. erlassene Toleranzpatent bezieht, das Lutheranern, Calvinisten und Griechisch-Orthodoxen freie Religionsausübung garantierte.

Das besondere Interesse der Aufklärer für fremde Kulturen wurde in einer nachgestellten Szene zu einem Gemälde vergegenwärtigt, das eine Lesung aus Voltaires „L’Orphelin de la Chine“ von 1755 zeigt, das sich in den Salons der französischen Oberschicht großer Beliebtheit erfreute.

Wie buchstäblich das „Gängelband“ zu verstehen ist, von dem Rousseau in seinem Erziehungstraktat „Émile ou de L’Éducation“ von 1762 schreibt, wurde an einem Exponat in der Pädagogik-Abteilung deutlich: Ein Kleid für Kleinkinder mit Gängelband aus Schlesien, gepolsterter Fallhut inklusive.

Neben diesen fragwürdigen Erziehungsmethoden aber entwickelt die Aufklärung eine Reformpädagogik, die darauf setzt, dass Kinder und Jugendliche ihre Kräfte und Talente möglichst frei entfalten können – so dass sie schließlich keiner Vormünder oder Gängelbänder mehr bedürfen.

Kurz vor Ausstellungsschluss um 18 Uhr fühlte es sich im DHM dann schon an wie nachts im Museum. Die Aufklärung legte sich erstmal schlafen, aber spätestens am 24. Januar wird sie wieder aktiv sein, um beim zweiten Teil des „Aufklärung Now„-Festivals mit viel Licht, Tanz und Musik gefeiert zu werden.

Text u. Bilder: Kaspar Renner

Ähnliche Beiträge