„Ein christlich hochnöthiges Werck“. Die Gründung des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster 1574 – zum Vortrag von Susanne Knackmuß am 5. Dezember 2024

Das Doppeljubiläumsjahr neigt sich langsam dem Ende zu. Ein abschließendes Highlight bildete der Vortrag von Frau Knackmuß, Verwalterin der Sammlungen der Streitschen Stiftung, die auch umfangreiche Materialien des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster beinhaltet.

Zu diesem Anlass versammelten sich am 5. Dezember 2024 Schüler*innen, Lehrer*innen und auch einige Alumni, ganz nach dem Motto „einmal Klosteraner, immer Klosteraner“, bei gedimmtem Licht um 18 Uhr in der Aula.

Dem Publikum versprach unsere Lectorix eine „45-minütige Nachhilfestunde zur Schulhistorie“, in Form von „Frontalunterricht“ – sola sciptura, allein durch die Schrift, ganz ohne Bilder.

Als „christlich hochnöthiges Werck“ bezeichnete bereits vor 450 Jahren der Kurfürst Johann Georg die Gründung unserer Schule. Damals gab es noch keine humanistische Bildungsanstalt, in der auch Alt-Griechisch unterrichtet wurde.

Es folgte eine Skizze der wichtigsten Grunddaten unserer Schulgeschichte, die den meisten bekannt sein dürfte – aber, wie Frau Knackmuß anmerkte, ist eine „repetitio“ nie von Nachteil.

Bezüglich des Gründungsjahrs 1574 überrascht Frau Knackmuß das Publikum mit ganz neuen Einblicken. Es gab zur damaligen Zeit lediglich neun Lehrkräfte, die alle auf dem Schulgelände wohnen sollten, jedoch aufgrund von Bauverzögerungen in ganz Berlin „herumwohnen“ mussten. Diese kamen am 13. Juli 1574 gemeinsam mit der gesamten Schulgemeinde und vielen bedeutenden Persönlichkeiten im Berliner Dom zusammen, und feierten mit lateinischen Predigten und Festreden den Eröffnungsgottesdienst anlässlich des Gründungstages. Der damals ebenfalls groß zelebrierte Stiftungstag, der 22. November 1574, „natali gymnasii“, bestimmt auch die Festlegung des Datums des jährlich stattfindenden Tags der offenen Tür.

Die „Schule regieren“, das stellte damals die Aufgabe des Rektors dar. Er nimmt eine wichtige Rolle ein, indem er Vorlesungen hält, oft sogar als „Schulpapst“ bezeichnet wird, und im Prinzip der „communicatio consilia“, der gemeinschaftlichen Kommunikation mit Kolleg*innen, die Schule leitet. Doch die Amtszeit eines Rektors dauerte zu Beginn nicht lange an – es gab 21 Rektoren in hundert Jahren!

Zusätzlich zum Unterricht fanden vier Mal im Jahr Stadtumzüge, sogenannte „Rekordationen“ statt. Die Schüler sangen Lieder und sammelten so fleißig Spenden. Doch das Geld erhielten die Lehrer. Neue Schüler wurden sogar unter Gesang von zu Hause in die Schule geführt – kaum zu glauben!

Weitere interessante Publikumsfragen über die Schüleraufnahmen und das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrkräften klärte sie quellenbasiert auf.

Obwohl Frau Knackmuß leicht überzog, verging die 45-minütige Schulgeschichtsstunde wie im Flug.

Text: Amelie, Elena u. Zixi (12. Jg.), Fotos: Dr. Wolfgang Richter

Ähnliche Beiträge