Altgriechisch als Schulfach?
Schülerinnen und Schüler zum Fach Altgriechisch
Na klar!
„Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος“ („En archē ēn ho logos“, Joh.1,1)
„Am Anfang war das Wort“ – Der bekannte Beginn des Johannesevangeliums führt sofort hinein in die Welt des Griechischlernens. Was kann λόγος alles bedeuten? Wort, Rede, Vernunft? Was passt hier? Man denkt an Biologie und an Logik. Und ‚archaisch‘ ist Griechisch auch. Es führt zurück an die Ursprünge des Christentums, aber auch zu den Anfängen der Philosophie, der europäischen Literatur, Kunst, Politik.
Es gibt keinen ‚epischeren‘ Kampf als den um Troja, den der griechische Dichter Homer beschrieben hat. Es gibt keine abenteuerreichere Heimkehr aus einem Krieg als die ‚Odyssee‘ des Odysseus und keine größeren ‚Dramen‘ als die griechischen Theaterstücke, die von Ödipus, Antigone und Medea erzählen.
Der Grieche Sokrates ist wohl der bekannteste Philosoph der Antike und er war der erste, für den der Mensch und die Frage, wie er ‚richtig‘ lebt, im Mittelpunkt standen. Auch über das Zusammenleben der Menschen in einer Polis, also über ‚Politik‘, haben sich griechische Philosophen und Staatsmänner zuerst Gedanken gemacht und heftig über die Demokratie gestritten, die zwar vor allem in Athen ein Erfolgsmodell war, aber keinesfalls bei allen beliebt.
Die Themen des Griechischunterrichts sind attraktiv. Sie kommen ausführlich zur Geltung, und zwar nicht nur in den Lektionstexten, sondern auch in vielen altertumskundlichen Unterrichtseinheiten. Wenn im Lehrbuch ‚Mythologia‘ von griechischen Göttern und Helden die Rede ist, werden Poster gestaltet und Götterversammlungen abgehalten. Wenn von der Lehrbuchfamilie die Akropolis von Athen besucht wird, steht auch für die Schülerinnen und Schüler ein Besuch im Alten Museum auf dem Plan. Ab der zehnten Klasse werden Originaltexte gelesen, Herodot, Lysias oder auch Texte aus der Bibel. Später folgen Platon und Homer und für viele Schülerinnen und Schüler eine Kursfahrt nach Griechenland – in den Abijahrbüchern nicht selten als schönstes Erlebnis der Oberstufenzeit gepriesen.
Natürlich muss eine Sprache gelernt werden. In der achten Klasse wird zunächst das Schreiben griechischer Buchstaben und Wörter geübt, was einerseits – mit Hilfslinien und Pfeilen für die Strichführung – für heitere Erinnerungen an die Grundschulzeit sorgt, andererseits aber eine zweite Alphabetisierung bedeutet und den Schülerinnen und Schülern eine neue Welt erschließt.
Zum Lernen einer Sprache gehören das Lernen von Vokabeln und Formen dazu. Der Reichtum der griechischen Sprache in dieser Hinsicht ist groß, aber nicht alles ist ‚überlebenswichtig‘. Wenn eine grundsätzliche Lernbereitschaft gegeben ist, ist das Pensum für jeden zu bewältigen. Bereits am Ende des ersten Jahres in der Oberstufe kann regelmäßig fast allen unseren Schülerinnen und Schülern das Graecum erteilt werden.
Ausdrücklich positiv sind die Rückkoppelungen mit dem Lateinunterricht zu bewerten. Griechisch wird schneller gelernt. Gleichzeitig wird aber auch ein vertieftes Sprachbewusstsein hergestellt. Terminologien werden wiederholt und um Spezifika der griechischen Sprache erweitert. Das Sprechen über Sprache und die Analyse von Sätzen und Texten werden geübt und gerade dann, wenn das Tempo der Informationsbeschaffung und verarbeitung allseits zunimmt, kann es ein überraschendes Geschenk sein, sich eine ganze Unterrichtsstunde lang mit einem einzigen Satz beschäftigen zu dürfen.
Alle diese Dinge sind natürlich etwas Besonderes. Nur an wenigen Schulen in Berlin kann man Altgriechisch lernen. Warum soll man das tun? Die Antwort ist: Weil es viel zu bieten hat!