Archivworkshop im Jüdischen Museum

Im Rahmen des Projekttags zum Holocaust-Gedenktag am 26. Januar 2024 nahmen Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs an einem Archivworkshop in der Akademie des Jüdischen Museums in Berlin teil. Unter der Anleitung erfahrener Archivarinnen und Archivare erschlossen sie sich eigenständig Originalquellen aus den Familiennachlässen von Jüdinnen und Juden, die von der NS-Judenverfolgung betroffen waren. Die Beschäftigung mit persönlichen Lebensdokumenten wie Briefen und Tagebüchern ermöglichte es den Schülerinnen und Schülern, sich in die Perspektive der verfolgten Jüdinnen und Juden hineinzuversetzen und Empathie mit ihnen zu empfinden. Eine Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Biographie von Felice Schragenheim, einer jüdischen Berlinerin, die mit einer nicht-jüdischen Deutschen liiert war, erst zu Zwangsarbeit verpflichtet, 1944 nach Theresienstadt deportiert und schließlich ermordet wurde. Ihre Liebesbriefe an Lilly Wust, deren Tagebuch oder die letzte Postkarte aus Theresienstadt sind erschütternde Dokumente der Verfolgung – diese Quellen nun selbst in Händen zu halten und in den historischen Dialog mit den verfolgten Jüdinnen und Juden einzutreten, berührte die Schülerinnen und Schüler sehr. Durch den Archivworkshop entwickelten sie so einen ganz persönlichen Zugang zum Thema der NS-Judenverfolgung. Den Prozess der Arbeit an den biographischen Quellen und die daraus gewonnen Erkenntnisse haben die Schülerinnen und Schüler in anschaulichen Präsentationen dokumentiert – diese können den Ausgangspunkt für eine vertiefende Beschäftigung mit dem Thema bilden. Aufgrund der positiven Erfahrungen aller Beteiligten – Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Archivarinnen und Archivare – wird der Archivworkshop mit dem Jüdischen Museum auch in den nächsten Jahren fortgeführt.  

Dr. Kaspar Renner 

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