Stellungnahme zu einer Darstellung im Tagesspiegel vom 4. April 2024

Sehr geehrte, liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler und liebe Abiturientinnen und Abiturienten,

wie viele von Ihnen und Euch wahrscheinlich in der heutigen Ausgabe des Tagesspiegels (vom 4. April 2024) gesehen haben, war dort unter dem Titel „Die Schülerräte aller ostdeutschen Bundesländer warnen vor zunehmendem Rechtsextremismus an Schulen – auch in Berlin“ zu lesen:

„(Die) Sprecherin des Landesschülerausschusses Berlin, (sagte) dem Checkpoint: „Immer mehr Schüler:innen“ handelten diskriminierend. Als Beispiel nennt (sie) das Abiturmotto „Abi macht frei“ an dem Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster in Schmargendorf und Sharepics in den Sozialen Medien.“

Dies entspricht nicht der Wahrheit! Das diesjährige Abimotto lautet nach Aussage von Abiturienten: „ABI Baba und die 65 Räuber “. Herr Finke, unsere Schulpfarrerin Frau Dannenmann und ich, aber auch die Abiturientinnen und Abiturienten und die Schülersprecherinnen sind entsetzt angesichts der oben genannten Behauptung. Diese ist völlig abwegig. Auch in der Vergangenheit gab es nie ein solches ABI-Motto.

Die Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs haben darauf sofort reagiert: „Wir sind sehr schockiert, solche Anschuldigung zu hören. Der 12. Jahrgang des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster bittet um die Korrektur des Artikels und der Aussagen der Sprecherin des Landesschülerausschusses Berlin. Dieses  Motto stand nie zur Auswahl. Zudem stellt sich der 12. Jahrgang des Grauen Kloster klar gegen Rechtsextremismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus. Das [vom Tagesspiegel fälschlich zitierte] Abimotto spielt auf die Schrecken des Holocausts an. Der 12. Jahrgang spricht sich gegen jegliche Verherrlichung oder Verharmlosung des Holocausts aus und distanziert sich somit von den getätigten Aussagen“.

Allerdings, und auch dies möchte ich an dieser Stelle in Erinnerung rufen, kam es 2019 zu einem Vorfall, bei dem Unbekannte in der Nacht auf das Dach der Schule geklettert sind, um ein Laken mit der benannten Aufschrift anzubringen. Ich habe das Laken sofort entfernen lassen und mit den damaligen Abiturientinnen und Abiturienten gesprochen, die diese Aktion entschieden von sich wiesen. Anschließend habe ich Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.

Wie Ihnen und Euch als Schulgemeinde sicherlich bewusst ist, pflegen wir als Schule seit Jahren eine bewusste Erinnerungskultur und Auseinandersetzung mit den Verbrechen des NS-Regimes – gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus, Faschismus und Diskriminierungen jeder Art. Jedes Jahr fahren die Schülerinnen und Schüler zu den Holocaustgedenkstätten, nehmen am Holocaustgedenktag teil, veranstalten Kunstaktionen gegen rechts und vieles mehr. Im Januar 2024 wurden die Mitglieder der Religionskurse der Oberstufe (u. A. unsere jetzigen Abiturientinnen und Abiturienten) anlässlich des Holocaustgedenktags in die Israelische Botschaft eingeladen, um dort an einem Zeitzeugengespräch teilzunehmen. Eine Auszeichnung, die unsere Schülerinnen und Schüler aufgrund ihres besonderen Engagements in der Auseinandersetzung mit Antisemitismus und den Verbrechen des Nazi-Regimes erhalten haben. Im Jahr 2019, kurz nach dem Vorfall mit dem Laken, das auf unserem Schuldach angebracht wurde, hat das Graue Kloster außerdem die Schülerbischöfe gestellt. Als Motto haben sich die vier Jugendlichen das Thema gewählt: „Streiten – aber christlich? Exemplarische Erprobung der Streitkultur am Thema Rechtspopulismus und der Umweltfrage.“ Dieses Thema wurde in verschiedenen Workshops, Open Space-Veranstaltungen und Gottesdiensten in die gesamte Schulgemeinschaft getragen, ist auf ein großes Echo gestoßen und hat viele fruchtbare Diskussionen angestoßen.

Die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und mit antisemitischen Äußerungen ist also nicht nur Teil des Geschichts-, Deutsch- und Politikunterrichts, sondern wichtiger Bestandteil unserer lebendigen Schulkultur.

Frau Reiche, die Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Schulstiftung, hat uns in unserem Bemühen um eine Richtigstellung der Meldung des Tagesspiegels tatkräftig unterstützt und erreicht, dass die entsprechende Stelle in der Online-Version korrigiert wurde. Wir hoffen, dass morgen im Newsletter eine weitere Aufklärung der Hintergründe und eine ausführlichere Stellungnahme zu der Falschmeldung erfolgt.

Korrektur im Checkpoint des Tagesspiegels vom 4. April 2024

Ich bedanke mich bei all denjenigen, die uns heute auf den Artikel im Checkpoint hingewiesen und auf die eine oder andere Weise dazu beigetragen haben, dass die unwahre Anschuldigung zurückgenommen wurde.

Dr. Annette Martinez Moreno (Schulleiterin)

Nachtrag – Korrektur aus dem Checkpoint, 5. April 2024

Am 5. April hat der Tagesspiegel die hier angefügte Korrektur in seinen Checkpoint-Newsletter eingefügt.

Ähnliche Beiträge