Verpflichtend gut

Exkursion des LK Geschichte 12 in das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Nachmittags um halb fünf – da ist gemeinhin der Unterricht zu Ende, derdie gemeine Schüler:in verdientermaßen zuhause, freie Zeit angesagt. Nicht so am 18. August 2021 für den LK Geschichte 12. Er war verpflichtet worden, spätnachmittags nach dem regulären Schulunterricht noch das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung zu besuchen.

Es befindet sich im denkmalgeschützten, renovierten ehemaligen Deutschlandhaus am Anhalter Bahnhof und beherbergt unter anderem eine Bibliothek und eine Dauerausstellung. Erst zwei Monate vorher eröffnet, befasst sie sich mit dem Thema (Zwangs)Migration vom frühen 19. Jahrhundert bis heute (1. Etage) und schwerpunktmäßig auch mit einem LK-Unterrichtsthema, den Auswirkungen und Folgen des Nationalsozialismus/2. Weltkriegs (2. Etage).

Die nüchterne Architektur des Dokumentationszentrums schafft durch viel Sichtbeton zwar einerseits eine eintönige und trotz der Helligkeit auch teilweise beklemmende Atmosphäre, lenkt aber die Konzentration der Besucher:innen dadurch auch nicht von dem eigentlichen Inhalt ab, sondern bildet einen starken Kontrast zu der sehr bewegenden Ausstellung. 

Die interaktive Führung ist sehr informativ und emotional gestaltet und leitet vorbei an privaten Fotos, Briefen, Pässen bis hin zu einer der Schwimmwesten, die zum Symbol der aktuellen lebensgefährlichen Migrationsrouten über das Mittelmeer geworden sind; übrigens: Wenn jemand eine solche Weste erhält, ist die größte Gefahr erst einmal vorüber, denn dann befindet sie oder er sich bereits an Bord eines aufnehmenden Schiffes – vorher, in einem der lebensgefährlichen Schlepper-Schlauchboote, wo sie eigentlich nötig wäre: Fehlanzeige! Durch die Präsentation vieler verschiedener Einzelschicksale entsteht eine gewisse Nähe und die sonst oft ziemlich distanzierten Beschreibungen der Kriegs- bzw. Migrationsumstände und -folgen bekommen damit Gesichter.

Das Dokumentationszentrum ist auf jeden Fall einen Besuch wert, denn es bringt auf eine sehr greifbare Art und Weise viele Informationen und Eindrücke zu einem wichtigen Thema und bringt damit hoffentlich viele Besucher zum Nachdenken.

Hatte vorher noch so manchEr aus dem Kurs still geflucht, nach der 7. Stunde noch zweieinhalb Stunden verpflichtende Exkursion absolvieren zu müssen, fasste hinterher ein Schüler die Eindrücke kurz und prägnant zusammen: „Das war richtig, richtig gut!

P. S. & G. S.

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