Altsprachenfest am Grauen Kloster 2024

Foto: Ursa Müller

Ein besonderes Highlight der Veranstaltungen zum Doppeljubiläum war das Altsprachenfest am 7. Mai 2024. In einem bunten Reigen von Darbietungen wurde deutlich, wie lebendig die ,alten‘ Sprachen am Grauen Kloster heute sind. Die Sexta b präsentierte launige Dialoge aus ihren lateinischen Lektionstexten, liebe- und schmerzvolle Verse des Catull inszenierte der von Florian Evers geführte Leistungskurs Latein für Auge und Ohr, und der von Elisabeth Peuschel unterrichtete Grund- und Leistungskurs Griechisch verwandelte die ,Odyssee‘ in bewegte Standbilder. Unter der Leitung von Dr. Ulrich Sens enthüllte die UIIa eine Neuauflage der schuleigenen antiken Scherbensammlung in digitalem Gewand, Herr Professor Kipf erinnerte an Friedrich Gedike als Gründerfigur und Pionier einer neuen, lebensnahen Didaktik der lateinische Sprache. Den krönenden Abschluss bildete die Werkstattaufführung „Orestes“ von Euripides durch das von Katharina Roß und Florian Evers eigens für den Anlass initiierte und geleitete, jahrgangsübergreifende Antike-Theaterprojekt Wir_sind_Orestes: Tosender Applaus für alle Mitwirkenden dieser wunderbaren Performance!

Text: Kaspar Renner

Lateinische Lektionstexte der Sexta b

„Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern und Lehrer: Salvete und herzlich willkommen zum Altsprachenfest 2024!“ So begann unser Lateinlehrer Herr Evers das Altsprachenfest, eine lateinische Begrüßung, wie passend! Wir standen hinter dem Bühnenbild und warteten nervös auf das Startsignal „Agite actores“, was übersetzt „Schauspieler spielt“ heißt. Als das Signal schließlich ertönte, gingen wir mit leichtem Lampenfieber auf die Bühne. Alle begaben sich auf ihre Positionen. Unser Spiel machte uns viel Spaß, so dass unser Lampenfieber schwand. Nachdem das letzte Stück mit dem lustigen Spruch „Magistri asini sunt“ – was so viel heißt wie: „Lehrer sind Esel.“ – beendet wurde, spürte man deutlich unsere Erleichterung. Anschließend gingen wir zufrieden ins Refectorium, wo wir mit Leckereien versorgt wurden. Nach einer kleinen Pause ertönte der Gong und das nächste Stück begann.

Text: Sophie, Louis, Tilda, Alva, Henry, Max (VIb)

Fotos: Ursa Müller

Digitale Scherbensammlung der UIIa

Wir, die Klasse UIIa des Grauen Klosters, haben uns unter der Leitung unseres Klassenlehrers Herrn Dr. Sens mehrere Monate mit antiken griechischen Vasen auseinandergesetzt. Dabei wurden wir zunächst in Gruppen eingeteilt. Ein Bereich bestand darin, sich mit der Herstellungstechnik auseinanderzusetzen, andere Schüler und Schülerinnen haben sich mit dem Symposion, dem griechischen Trinkgelage beschäftigt. Ein anderer Teil hat sich mit bestimmten Scherben der Vasen auseinandergesetzt, welche wir in unserer Schule in Vitrinen ausstellen. Die letzte Gruppe hat sich über die Entwicklungsgeschichte von Keramiken informiert. Dabei haben wir uns sowohl im Internet als auch durch Bücher in die Themenbereiche eingearbeitet. Das Projekt über die Vasen und deren Herstellungstechnik hat uns zu vielfältigen Erkenntnissen geführt. Durch die Untersuchung dieser Vasen können wir nicht nur mehr über die Kunst und Kultur des antiken Griechenlands erfahren, sondern auch Einblicke in die handwerklichen Fähigkeiten und Techniken der damaligen Töpfer gewinnen. Die Analyse von Materialien, Formen, Verzierungen und Maltechniken kann uns helfen, die Herstellung dieser Vasen besser zu verstehen und Rückschlüsse auf die sozialen, wirtschaftlichen und künstlerischen Bedingungen der Zeit zu ziehen. Insgesamt hat ein solches Projekt dazu beitragen, unser Verständnis der antiken griechischen Zivilisation zu vertiefen und neue Erkenntnisse über ihre Kunst und Handwerkskunst zu gewinnen. Auf dem Altsprachenfest haben wir unsere Ergebnisse erstmals dem Publikum vorgestellt. Unsere Erklärvideos zu den griechischen Vasenfragmenten sind ab sofort auch online verfügbar.

Text: Salomé (UIIa)

Catull-Performance des Latein LK

Die Vorbereitungen für das Altsprachenfest begannen für uns erst vor ein paar Wochen. Für uns als Latein LK stand sehr schnell fest, dass auch wir uns an der Veranstaltung beteiligen wollen. Die Entscheidung allerdings in welcher Form wir das tun würden, fiel erst Recht spät. Ich selbst habe auch noch an anderen Projekten teilgenommen und habe daher den Vergleich. Wir waren also spät dran. Herr Evers hatte viele Ideen, und wir spielten auch verschiedene durch. Eine Theater-Szene, wie sie im Pontes-Buch vorkam, die Entführung der Proserpina. Schließlich fiel die Entscheidung auf unser zweites Semester-Thema, das wir noch nicht angefangen hatten: Catull und die jungen Dichter. Wir fingen an, die Gedichte, die wir einbringen wollten, zu übersetzten und beschäftigten uns auch mit dem Dichter selbst. Die Vorbereitungen stellten eine angenehme Abwechslung von den Geschichtswerken Sallust dar. Alle konnten ihre Ideen einbringen. Einer (Anton) nahm sich die Maske der Lesbia, der kleine Spatz Pieps wurde von zwei anderen (mir und Linus) als Psychopompos und Orcus beerdigt, und zum Ende kamen noch die Alten Senatoren, um die Sitten der Vorväter zu preisen. Doch all diese kleinen Spielereien unterstrichen nur den wahren Akt der Aufführung: die Hendekasyllabi. Das wunderbare Versmaß Catulls, mit dem wir uns alle im Unterricht lange abmühten. Die Entscheidung, wie wir mit Latein und Deutsch verfahren, um größtmögliches Verständnis zu erzielen begleitete uns ebenfalls noch bis in die Generalprobe am Tag der Aufführung. Mit dem Endergebnis waren wir alle zufrieden. Die Vorbereitungen und die Aufführung selbst haben viel Spaß gemacht und wir haben nebenbei einiges gelernt. Das wichtigste natürlich, dass Latein und Rom nicht immer nur „Alte Sitten und Echte Männer“ sein müssen, sondern noch viel mehr dahinter steckt.

Text: Pia (11. Jahrgang, Latein LK)

Fotos: Florian Evers

Odyssee-Standbilder des Griechisch GK u. LK

Für unseren Auftritt beim Altsprachenfest haben wir gemeinsam mit anderen Schülern aus unserem Griechischgrund- und Leistungskurs eine Szene aus der Odyssee dargestellt, die Odysseus‘ Aufenthalt bei der Nymphe Kalypso zeigt. Die Proben waren eine unterhaltsame Erfahrung, bei der wir viel gelacht haben. Unsere Szene zeigte, wie Odysseus von Kalypso auf ihrer Insel festgehalten wird, während er unter starkem Heimweh leidet. Wir haben Standbilder verwendet, um wichtige Momente einzufangen, zum Beispiel Odysseus‘ Tränen aufgrund seines Heimwehs und Kalypsos Versuch, ihn mit verlockenden Angeboten auf ihrer Insel zu halten, obwohl Zeus ihr befohlen hat, ihn gehen zu lassen. Diese wichtigen Szenen wurden durch das Cellospiel einer Mitschülerin hervorgehoben, um die passende Stimmung zu vermitteln. Bei der Reflexion über unsere Aufführung haben wir festgestellt, dass wir trotz der begrenzten Zeit und Ressourcen, die uns im Rahmen des Unterrichts zur Verfügung standen, viele kreative Ideen umsetzen konnten und Spaß dabei hatten. Diese Erfahrung hat gezeigt, dass es moderne Möglichkeiten gibt, alte Mythen interessant und ansprechend aufzubereiten. Alles in allem war es eine lohnende Erfahrung, an diesem Projekt teilzunehmen und eine Szene aus der Odyssee zum Leben zu erwecken. Es hat uns nicht nur geholfen, unsere Kenntnisse über antike Literatur zu vertiefen, sondern auch unsere Kreativität und Teamarbeit gestärkt.

Text: Luna u. Marie (11. Jahrgang, Griechisch LK u. GK)

Fotos: Kaspar Renner

Um zu unserem Altsprachenfest am 7. Mai 2024 einen Beitrag zu erstellen, bedurfte es einiger Zeit und auch einer Portion Pragmatismus. So ganz nebenbei ließ sich das nicht organisieren, daher musste unser Beitrag aus dem aktuellen Unterricht entwickelt werden. Der Grundkurs Griechisch beschäftigt sich im laufenden Kurssemester mit Homers Odyssee und hatte zuletzt Passagen aus dem 5. Gesang übersetzt bzw. am zweisprachigen Text interpretiert. Diese Passagen waren die Grundlage für unser Projekt. Sämtliche Ideen, also Standbilder zu zeigen, sie durch ein Lehrerinnen-Schüler*innen-Gespräch zu kommentieren, sowie sämtliche Texte dazu wurden im Grundkurs entwickelt, indem gruppenweise einzelne Szenen aus dem 5. Gesang bearbeitet wurden: 1) Die Vermittlung des Götterbeschlusses bezüglich der Heimkehr des Odysseus durch Hermes, 2) Odysseus, der in diesem Gesang überhaupt zum ersten Mal in der Odyssee persönlich auftritt, in seinem völlig desolaten Zustand, 3) Die von Kalypso überbrachte Nachricht, dass Odysseus heimkehren darf, und dessen Reaktion darauf, 4) Schließlich ein Gespräch, in dem Kalypso Odysseus zu überreden versucht, bei ihr zu bleiben, während dieser sich für seine Heimkehr und sein Leben als Mensch entscheidet. Da auch griechische Hexameter oder kürzere metrisch gelesene Begriffe erklingen sollten, hatten die Schüler*innen die Idee der Figur eines „Alten Griechen“, der einzelne von den Schüler*innen ausgewählte und inhaltlich passende Verse und Wortgruppen einwerfen sollte, die wiederum durch die Lehrerin-Schüler*innengruppe übersetzt oder paraphrasiert wurden.

Der Leistungskurs, der aus organisatorischen Gründen überhaupt erst nach Ostern mit der Homer-Lektüre begonnen hatte, konnte an der Konzeption des Stückes nicht mitarbeiten, hat aber tatkräftig an der Umsetzung mitgearbeitet, indem zwei wichtige Sprechrollen, die Lesung der griechischen Texte, die des Möwengleichnisses zu Beginn und die stimmungsvollen Zwischenspiele auf dem Cello von ihm übernommen wurden. In den behandelten Texten geht es um Verhaltensweisen und Emotionen, die wir alle kennen: Hermes‘ Mitgefühl mit der Nymphe Kalypso, das dazu führt, dass er erst nach einigen Drehungen und Wendungen seinen Auftrag loswird; Kalypsos Schockstarre; Sehnsucht, Heimweh, Verzweiflung und Ohnmacht des Odysseus; sein Überdruss über die abgekühlte Beziehung zu Kalypso; Kalypsos etwas geschönte Darstellung ihrer selbst, indem sie verschleiert, dass sie Odysseus auf Zeus‘ Befehl gehen lässt und nicht von sich aus; Odysseus‘ Misstrauen; das Festhalten-Wollen und Loslassen-Müssen Kalypsos und ihre Liebe zu Odysseus. Daher boten die Texte für die Schüler*innen einen guten Zugang, und durch das Verfassen ihrer Texte eröffnete sich ihnen die Möglichkeit, ihre eigene Ausdrucksweise für all das Genannte zu finden und so das Textverständnis zu vertiefen. Auch die „bildliche“ Umsetzung hat noch einmal zu einem tieferen Verständnis beigetragen: Diejenigen, die die Skulpturen dargestellt haben, mussten sich in ihr Bild hineinfühlen und überhaupt erst einmal ein Bild konzipieren, das den Text Homers in seinen wesentlichen Aussagen wiedergibt. Die Arbeit wurde mit viel Freude, Schwung und Kreativität angegangen. Alle, auch diejenigen, die am Ende nicht aufgetreten waren, haben durch ihre in konstruktiver Weise diskutierten Ideen und ihre große Motivation zum Gelingen beigetragen, und es konnten sich auch Schüler*innen wunderbar entfalten, deren Stärke nicht in der sonst üblichen Textarbeit liegt.

Wenn auch die für die nahenden Klausuren nötige Arbeit eine Zeitlang nicht in der gewohnten Form stattfinden konnte, so denke ich, dass diese ganz andere Weise, sich mit Texten zu befassen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und eine Vorstellung davon, dass uns die Odyssee trotz ihrer recht weit zurückliegenden Entstehungszeit auch heute noch etwas zu sagen hat.

Mein Dank gilt den überaus engagierten Schüler*innen meines Grund- und Leistungskurses des Schuljahres 2023/2024!

Text: Elisabeth Peuschel

Odyssee-Rezitation des Griechisch LK

Unsere „Odyssee“-Rezitation stellte für uns eine ganz neue Art des Arbeitens dar. Denn es forderte nicht nur genaues akribisches Auseinandersetzen mit dem griechischen Originaltext, sondern auch die Auswahl einer geeigneten Textpassage. Diese sollte nämlich bildlich gut darstellbar und gleichzeitig nicht ganz unbekannt sein. Deshalb haben wir uns für das Abenteuer des Odysseus bei den Sirenen entschieden, da genau dieses Ereignis die starken Charaktereigenschaften und Fähigkeiten des Helden Odysseus wunderbar widerspiegelt. Voraussetzung war eine PowerPoint-Präsentation. Jedoch fanden wir die ausschließliche Nutzung von digitalen Medien, Piktogrammen und Bildern nicht allzu authentisch, weshalb wir zunächst unseren ungefähr 40 Verse umfassenden Text in Sinnabschnitte gegliedert und anschließend zu jedem kleinen Ausschnitt von Hand passende Bilder gezeichnet haben. Das metrische Einsprechen des griechischen Originaltextes mit korrekter daktylischer Betonung und variierenden Emotionen passend zum inhaltlichen Geschehen erforderte eine genaue Planung und Strukturierung. Motiviert hat uns dabei, immer wieder Zwischenergebnisse zu beobachten und zu entdecken wie schön Bild und Ton miteinander harmonieren. Die Geschichte des Odysseus bei den Sirenen ist zwar allseits bekannt, aber die genaue Formulierung des Dichters Homer eher weniger. Besonders interessant war es daher, sich mit seiner originalen Schreibweise und geschickten dichterischen Fertigkeit zu beschäftigen.

Text: Amelie u. Zixi (11. Jahrgang, Griechisch-LK)

Jahrgangsübergreifendes Theaterprojekt Wir_sind_Orestes

Mord gegen Mord – Gerechtigkeit wurde gebracht, oder wurde sie das nicht? Muttermörder, die wir spielen, den kranken Orestes pflegend, der, nachdem er des Vaters Mord gerächt hat, von den Rachegöttinen heimgesucht wird. Seine große Schwester Elektra sorgt um ihn, steht ihm bei, so gut es eine Frau eben kann. Diese Rolle teilten wir uns, versetzten uns in ihre Lage und erweckten sie zum Leben. Was am Anfang des #WirSindOrestes-Projekts wie eine trockene Handlung und einem endlos langem Stammbaum aussah, entwickelte sich mit der Zeit zu einer spannenden und tiefgründigen Geschichte, mit Aktualitätsbezug und viel Freiraum für Interpretation. Durch die willkommen heißende und freundliche Art von Frau Roß und Herrn Evers, die das Projekt leiteten, entstand eine herzliche Atmosphäre und so wuchs die Gruppe schnell zu einem guten Team zusammen. Die Proben verliefen durch geteiltes Interesse und viel Engagement immer spaßig und doch zielorientiert ab, motiviert durch Erdbeeren und Kekse 😉 Bei der vielen Zeit, die wir in das Projekt investierten, nicht nur wochentags sondern auch manch ein Samstag, der für die Proben draufging, wurden wir oft von Klassenkameraden gefragt: Warum? Und so wie Elektra haben wir über das Warum wenig zu sagen, wir überlassen das dem Publikum, doch müssten wir von unseren Erfahrungen reden, können wir nur davon erzählen, was für eine tolle Zeit es bis jetzt war und wir glauben, wir sprechen im Namen des ganzen Orestes-Team, wenn wir sagen: Das hier ist erst der Anfang!

Text: Nela u. Ina (UII)

Fotos: Florian Evers

Schon lange hatten wir Lust, mal ein antikes Theaterprojekt an unserer Schule zu machen, dann kam aber Corona und auch sonst fehlten einfach Zeit, Kraft und Gelegenheit. Mit dem Jubiläumsjahr kam die Gelegenheit und wir nahmen uns einfach die Zeit, die wir nicht hatten, und siehe da: Wir waren nicht allein: Wir_sind_Orestes – diesen Namen für unser jahrgangsübergreifendes Theater- „Experiment“ fanden wir gleich bei unserem zweiten Treffen: Der Name besagt, dass dieses Experiment nur gelingen kann, wenn alle Beteiligten es sich wirklich zu eigen machen und außerdem ihre Einfälle und Ideen beitragen. Und – was sehr entlastend war: Experimente dürfen auch scheitern. So ist es zum Glück nicht gekommen.

Warum ausgerechnet der Orestes von Euripides?

Weil die Hauptfiguren Orestes, Elektra, Pylades und auch der Chor in etwa so alt sind wie unsere Darsteller.

Weil die Themen zeitlos sind: Familien-, Generationen-, Wertekonflikte – Geschwisterliebe – Komplizenschaft und wahre Freundschaft—Rache, Gewalt und der Versuch ihrer Rechtfertigung-Opportunismus und selbstverliebter Zynismus, eine bedrohte Demokratie, in der Demagogen das Wort führen und in der das „Volk“ sich nur zu gern aufstacheln lässt, und nicht zuletzt auch ein actionreicher Showdown…

Weil es sehr abwechslungsreich zugeht, sowohl in den unterschiedlichen Charakteren als auch in der Dramaturgie: Von tragisch bis komisch ist alles dabei.

Weil es eine „versteh- und spielbare“ Übersetzung von dem österreichischen Lyriker Raoul Schrott gibt. Gleich beim ersten Kennenlernen der Szenen wurde dies von allen bestätigt: Der Text „funktioniert“.

Weil es mit Hilfe der großen Schachfiguren vom Schulhof möglich wurde, eine „Familienaufstellung“ vorzunehmen und sich so mit dem Clan der Atriden, dem Personal unserer Tragödie, nachhaltig vertraut zu machen.

Rasch bildete sich ein fester Kern von immerhin 11 Spielern. Es war klar, dass wir bis zum Altsprachenfest im Mai 2024 nur einen Teil des „Orestes“ würden präsentieren können; und immer noch blieb die zu lernende und zu spielende Textmenge gewaltig. Bei der Rollenverteilung überraschte uns die große Lust vieler, Gendergrenzen zu überqueren. Das vereinfachte die Zuteilung, ebenso wie die völlig unkomplizierte Bereitschaft, einerseits eine Rolle auf mehrere Personen aufzuteilen und andererseits auch zusätzlich eine Rolle im Chor zu übernehmen.

Einen enormen Schub bekam das „Experiment“ durch die Entscheidung, die Liege aus unserem Krankenzimmer zum zentralen Requisit zu machen. Die Theatertruppe begann zu spielen, immer größere Redeanteile auch auswendig, und der Einsatz von Notenständern nahm am Ende die Angst vor Text-Blackouts. Die Offenheit und die Ernsthaftigkeit, die Spielfreude, die Zuverlässigkeit und ganz besonders das geradezu liebevolle und vollkommen neidlose und allürenfreie Miteinander unserer großartigen, jahrgangsübergreifenden Theatertruppe machen uns dankbar, glücklich und zuversichtlich für eine Fortsetzung.

Text: Florian Evers und Katharina Roß

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